1954 – Gründung der Tischtennisabteilung & das Wunder von Bern

In den Maitagen des Jahres 1954 gab es im Gasthaus Schröder nur ein Gesprächsthema an der Theke und am Stammtisch  – Die Chancen der deutschen Mannschaft bei der Fußballweltmeisterschaft in der Schweiz. Und dennoch sind am 15.Mai 1954 im Gasthaus Schröder einige angesehene Bürger und Sportkameraden, unter ihnen der 1. Vorsitzende Möller, Karl Iffert und Gerhard Mentel, zusammengekommen und berieten über etwas, was viele fußballbegeisterte Sportfreunde nicht recht verstanden: Die Gründung einer Tischtennis-Sparte in Rothwesten.

Nicht gegen Tischtennis – die Japaner und Chinesen sollten sich da ruhig austoben –  aber dort, wo König Fußball regierte, muss einen die Gründung einer Tischtennis-Abteilung merkwürdig vorgekommen sein. Indessen, am 15. Mai 1954 wurde der Tischtennis-Sport in Rothwesten aus der Taufe gehoben.

Der Vorstand notierte sich als wesentliches Ergebnis:

  • Tischtennissparte gegründet
  • Vorhanden sind:
    – Spieler                    -1-
    – Sportgeräte           -0-

In der Zeit, als die DM noch eine DM war, machte Not erfinderisch:
Irgendjemand wusste, dass auf dem Fliegerhorst noch eine alte Platte stand, die aus Beständen der Luftwaffe stammen soll. Ob Waffengattung mit Tradition oder nicht, diese Platte wurde vom Fliegerhorst ins Vereinslokal geschleppt. Die 2. Platte wurde in Eigenleistung hergestellt. Das Material hierfür wurde mit einem Schlepper von einer Kasseler Holzhandlung herbeigeholt.

Kosten:

Material                               61,78 DM
Fuhrlohn                              -,-
Teuerungszuschlag           -,- (gab es damals noch nicht)
Mehrwertssteuer                -,- (gab es damals noch nicht)
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Gesamtkosten                    61,78 DM

In das Kassenbuch des Vereinskassierer wurde ordnungsgemäß eingetragen:

Gründungsaufwand Tischtennis-Sparte:

Material                   61,78 DM
4 Bier                         1,40 DM
1 Sprudel                  0,30 DM
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Gesamtkosten        63,48 DM

Im gleichen Jahr feierten Landrat Köcher und ganz Rothwesten das 1-jährige Bestehen der Hessensiedlung. Die „Einmann-Tischtennisabteilung“ schrieb ein kleines Stück Vereinsgeschichte.
Neubürger Gerhard Mentel ging im Dorf auf Spielersuche. Hans Gunkel, Hans Krinke, H. Kramer und Paul Grychtolik machten mit, Ernst Reckert, Otto Lenz und K.H. Schröder kamen hinzu, die Mannschaft stand.

Ein Freundschaftsspiel gegen Bettenhausen II wurde abgemacht. Sieben Spieler standen zur Verfügung. Um Platz 6 der Mannschaft musste ein Entscheidungsspiel zwischen H. Kramer und Ernst Reckert ausgetragen werden. Ernst Reckert unterlag und es wurde eine ehrenvolle 3:9 Niederlage erkämpft. Insgesamt 23 nichtzahlende Zuschauer konnten sagen, sie seien dabei gewesen.

Hier die Mannschaft:
Mentel, Gunkel, Grychtolik, Krinke, Schröder, Kramer

Hans Krinke, Helmut Eckel, Paul Grychtolek, Karl-Heinz Schröder Köhler, Hans Gunkel, Kurt Höfert

von oben links: Hans Krinke, Helmut Eckel, Paul Grychtolek, Karl-Heinz Schröder
unten links: Köhler, Hans Gunkel, Kurt Höfert

Im Rückspiel in Bettenhausen starteten bereits die Neuzugänge Kurt Höfert und Otto Lenz, ein 8:8 Unentschieden wurde errungen. Der Weg nach oben deutete sich an.
Der Einsatz war groß, G. Mentel fuhr 3x in der Woche mit dem Schlepper zum Training und zum Spiel nach Bettenhausen. Mit dem Schlepper ging er auf Spielersuche, fuhr zu den ersten Trainingsabenden sowie zu Spielen ins Vereinslokal Schröder. Auch pflügte und ackerte er, oft bis in die Nacht hinein.